Sobieslaw Zasada!

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Last update: 04. März 2010.

SOBIESLAW ZASADA – Rallye-Europameister 1966
(Quelle: Austro – Motor Ausgabe 1/1967)

Kurz vor Weihnachten hatten wir anlässlich eines Empfanges, den die Generaldirektion der Steyr-Daimler-Puch AG zu Ehren von Sobieslaw Zasada gab, Gelegenheit, diesen interessanten Wertungsfahrer zu sprechen. Jenen Polen, der für Österreich eine Lanze einlegte, so wie einst Sobieski, der mit einem Entsatzheer anrückte, um Wien von den Türken zu befreien. Zasada fährt seit 1964 Rallies auf Steyr-Puch 650 TR und eilte dabei von Erfolg zu Erfolg.Die Steyr-Daimler-Puch AG dankte dem für die Marke Steyr-Puch so erfolgreichen Fahrer durch Übergabe eines Steyr-Fiat 850 Coupe, den Zasada allerdings nicht für Rallies, sondern privat zu benützen gedenkt.

„Rallyefahren ist schwerer als Rennfahren!“

1966 war ein goldenes Jahr für den österreichischen Motorsport. Unter anderem wurde mit dem zuerst belächelten Steyr-Puch 650 TR die Rallye-Europameisterschaft 1966 gewonnen. Das ist ein Erfolg, der gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, wenn man den gigantischen Aufwand ins Kalkül zieht, den die Konkurrenz getrieben hat. Der Mann, der die kleine Steyr-Puch-Rakete zu diesem Triumph geführt hat, ist der sympathische Sobieslaw Zasada. Er hat sich seit 16 Jahren in hunderten harten Rallye-Schlachten immer sehr gut durchsetzen können und fährt seit drei Jahren Steyr-Puch. Wie denkt nun der frischgebackene Rallye-Europameister über den Motorsport? Diese Frage stellte unser Mitarbeiter Gerhard Sedivec, als knapp vor Weihnachten Sobieslaw Zasada, der übrigens gut Deutsch spricht, auf der Durchfahrt zum Monte-Carlo-Training in Wien weilte.

Sedivec: Wie lange betreiben Sie schon Motorsport?

Zasada: Seit 16 Jahren. Früher habe ich Leichtathletik, vor allem Speerwerfen, dann Schifahren und Tischtennis betrieben.

Sedivec: Wie kamen Sie zum Motorsport?

Zasada: Ich hatte früher einen BMW 328. Mit dem bin ich einmal eine sehr kurze Rallye mit einer Bergprüfung gefahren. Diese Rallye habe ich gewonnen und dann bin ich beim Rallyesport geblieben.

Sedivec: Sind Sie auch schon Rennen gefahren?

Zasada: Ja. Vor 14 Jahren habe ich neben meinem ersten BMW 328 noch einen zweite gehabt. Autos, die vor dem Krieg zu den Spitzen-Wettbewerbswagen gehörten. Mit diesem bin ich Rennen gefahren.

Sedivec: Worin besteht ihrer Meinung nach der spezifische Unterschied zwischen Rennfahren und Rallyefahren?

Zasada: Rennfahren ist schwer, sehr schwer, aber – nach meiner Meinung – ist es noch schwerer, gut Rallies zu fahren. Beim Rennen kann man die Strecke genau kennenlernen. Jede Kurve kann man hundert Mal fahren und trainieren. Rallyes gehen über 3000 km, 5000 km und noch mehr, wie zum Beispiel die Rallye Akropolis, die Coupes der Alpes, die Polen Rallye, usw. Die gehen alle so schnell, dass sie eigentlich vom Start bis zum Ziel ein Rennen darstellen. Und das ist schwer: man kann sie nicht so exakt trainieren, die Witterungsverhältnisse zwischen Training und Wettbewerb können rasch wechseln  und doch muss ins Unbekannte hinein sehr schnell gefahren werden. Außerdem gibt es ja als Sonderprüfungen innerhalb der Rallye ebenfalls richtige Rennen, wie am Hockenheimring oder Nürburgring usw.

Sedivec: Schätzen Sie einen Rallyefahrer höher ein als einen guten Rennfahrer?

Zasada: Das ist schwer zu sagen. Aber ich kenne keinen solchen Zufall, dass ein guter Rennfahrer auch ein guter Rallyefahrer ist. Es hat schon Moss probiert, es hat schon Clark probiert, aber es ging nicht. Sie waren Weltmeister und Vizeweltmeister, im Rallye kamen sie aber ganz am Ende. Es gibt keine Kombination: Entweder guter Rennfahrer oder guter Rallyefahrer. Manche Rennfahrer haben schon die „Monte“ gefahren und haben dann gesagt „Das ist unmöglich, das Risiko ist zu groß, wir können nicht so fahren!“

Sedivec: Wie steht es in ihrem Land mit dem Motorsport?

Zasada: Es wird immer besser. Seit etwa drei Jahren schreiben die Zeitungen über die Erfolge meiner Kollegen und über meine eigenen immer mehr. Auch die Leute haben viel Interesse am Motorsport. Vor allem, weil die allgemeine Motorisierung fortschritte macht.

Sedivec: Welche Fahrzeugmarken fährt man bei Ihnen bei Sportveranstaltungen?

Zasada: Von den westlichen Morris Cooper, Lotus Cortina, Steyr Puch, Renault, BMW und Opel. Von den sozialistischen den Wartburg und den Skoda.

Sedivec: Welche Anteile an westlichen und östlichen Marken gibt es bei solchen Veranstaltungen?

Zasada: Etwa 50 : 50 %

Sedivec: Gibt es auch Formelrennsport in Polen?

Zasada: Ja, natürlich. Wir haben etwa 20 Wagen der Formel 3. Die Fahrgestelle dazu haben wir im Automobilclub selbst gebaut, die Motoren stammen aus dem Wartburg. Als Reifen verwenden wir entsprechende Modelle von Dunlop. Mit dies Formel 3 Wagen erreichen wir auf Rennbahnen Geschwindigkeiten über 200 km/h.

Sedivec: Was  werden Sie 1967 fahren?

Zasada: Jetzt bei der Monte-Carlo-Rallye werde ich einen Lancia Fulvia fahren. Was weiter ist, werden wir noch sehen.

Sedivec: Werden Sie wieder Steyr-Puch fahren?

Zasada: 1967 nicht. Aber sicher wieder später, wenn der andere Puch verfügbar ist.

 

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