Sicilia Tour 2006!

KMVC
27. April - 4. Mai 2006

Last update: 26. Dezember 2007.

Es gibt Veranstaltungen und Oldtimer-Ausfahrten, die lassen einen Traum wahr werden: Ich persönlich zum Beispiel wollte schon immer mit meinem 500er Süditalien bzw. Sizilien besuchen.
Die bereits 3. Fernreise der „500er Freunde im KMVC“ führte (nach England 2004 und Griechenland 2005) heuer nach Sizilien. Da durfte ich natürlich nicht lange zögern, so eine Gelegenheit erhält man schließlich nicht alle Tage! Der geplante Reiseverlauf begeisterte mich auf Anhieb:
 
Tag 1: Klagenfurt – Bologna (420km Autobahn)
Verladung auf Autoreisezug
Nachtzug Bologna – Villa San Giovanni
Tag 2: Villa San Giovanni – Fährüberfahrt Messina - Cefalu (207km)
Tag 3: Cefalu – Palermo (163km)
Tag 4: Palermo – Enna (241km)
Tag 5: Enna – Taormina (231km)
Tag 6: Taormina – Ätna – Taormina (131km)
Tag 7: Taormina – Messina - Fährüberfahrt Villa San Giovanni (79km)
Verladung auf Autoreisezug
Nachtzug Villa San Giovanni – Bologna
Tag 8: Bologna – Klagenfurt (420km Autobahn)
17 Fahrzeuge aus halb Österreich waren schlussendlich angemeldet, es versprach auf alle Fälle eine bunte Reisegesellschaft zu werden.
Tag 1 – 27. April:
Unsere Reise begann bei Regenwetter um 7:00 Uhr am Minimundus-Parkplatz in Klagenfurt. Pünktlich starteten wir in Richtung Tagesziel Bologna, und wir wussten 2 Dinge: Die 400km auf der Autobahn von Klagenfurt bis Bologna würden mit dem Pucherl sicherlich ein wenig mühsam werden. Da wir für diese Strecke aber fast 12 Stunden Zeit bis zum Zugverladeschluss hatten, sollte dieser erste Reisetag dennoch stressfrei sein...
Mit Ausnahme von Stauungen rund um Venedig verlief die Fahrt auch wirklich problemlos, erst im Stadtverkehr von Bologna zeigte sich erstmals, wie wichtig die Disziplin im Kolonnenverkehr ist, damit man einander im Gewühl nicht verliert...
Bei der Autoverladung registrierten wir erstmals so richtig, dass wir bereits in Italien waren: Kabarettreife Szenen prägten das Chaos am Bahnhof, anscheinend benützte vor uns noch nie jemand die Autoverladung?? Nur so erklärt sich nämlich die Ratlosigkeit mancher Bahnbediensteter...
Schlussendlich wussten wir aber dann doch alle Autos heil am Waggon, bezogen unsere Abteile und bereiteten uns auf die Nacht im Liegewagen vor.
Tag 2 – 28. April:
Der Vormittag verging wie im Flug: Ankunft in Villa San Giovanni, Abladen der Autos und gleich wieder Verladen auf die Fähre in Richtung Messina. Sobald wir dann zu Mittag endlich Sizilianischen Boden unter den Füßen bzw. den Reifen hatten, begann die lange ersehnte „Sicilia Tour“:
Wir verließen Messina in Richtung Norden und fuhren die Küstenstraße in Richtung Palermo weiter. Neben einigen „Technischen Halts“ für Autos und Besatzung war natürlich auch „Sightseeing“ angesagt, so zum Beispiel beim Dom der Schwarzen Madonna in Tindari.
So windig und regnerisch der Tag auch begonnen hatte, mit jedem Kilometer konnten wir den Sizilianischen Frühling mehr genießen: Mit offenem Verdeck und bestens gelaunt steuerten wir der Küste entlang dem Quartier in Cefalu entgegen.
Tag 3 – 29. April:
Gut erholt, weil man in einem Bett halt doch besser schläft als in einem Zugabteil (falls man schläft...), starteten wir in den Tag. 2 Höhepunkte warteten heute auf uns: Der Stadtverkehr von Palermo, und davor die berühmte „Targa Florio“.
Beinahe hätten wir sogar den Jubiläumstag erwischt, denn diese Rallye wurde am 06. Mai 1906 erstmals ausgetragen! Wir wollten zum 100jährigen Jubiläum (letztmals 1973) eine Streckenvariante des legendären Autorennens fahren, und die Hochachtung vor den damaligen Rennfahrern wuchs mit jedem Kilometer auf der abenteuerlichen Streckenführung... Für unsere Pucherl schien die Straße durch die sizilianischen Berge wie geschaffen: Enge Kurven, bergauf, bergab, kurze Gerade, enge Straßen, verschlafene Ortschaften – lustig! Aber einen Schnitt (!) von 128km/h, wie ihn Dr. Helmut Marko 1972 mit einem Alfa erreichte?!?
Je näher wir Palermo kamen, desto mehr beschäftigte uns der nächste Wahnsinn: Italiener (Sizilianer) sind von Autos begeistert, entsprechende Freude bereiteten wir ihnen oft durch unseren Auftritt...
Es gibt auf ganz Sizilien aber vermutlich nur gezählte 5 Autos (Neuwagen?) die noch keine Delle, Schramme etc. haben. Und wer in Palermo mit dem Auto unterwegs war weiß vermutlich, warum: Bodenmarkierungen sind egal, jeder eröffnet seine eigene Fahrspur. Gefahren wird bei jeder Ampelfarbe (außer bei grün, weil da die Kreuzung blockiert ist), und beim Abbiegen ist der Blickkontakt zum Querverkehr tunlichst zu vermeiden! Ausgenützt wird jeder Zentimeter, und nicht selten geht sich ein Manöver halt doch nicht ganz so aus wie geplant...
Wir haben Palermo deshalb nur „gestreift“ und sind gleich nach Monreale (auf dem Felsen oberhalb von Palermo) weitergefahren. Die Parkplatz-Frage in diesem malerischen Städtchen war schnell im italienischen Stil gelöst: Mitten auf einer Piazza, quasi auf einer großen Sperrfläche – solange noch eine Fahrspur frei bleibt...
Tag 4 – 30. April:
Sizilien – Palermo – das ist natürlich nach wie vor mit den Begriffen „Cosa Nostra“ bzw. „Mafia“ verknüpft. Ebenso wie Corleone und Enna, die angeblichen Hauptstädte der Mafia, die wir am 4. Reisetag besuchten.
Bemerkt haben wir von solchen Mafiaorganisationen aber natürlich nichts! Als Tourist (egal wo auf Sizilien) fühlt man sich so sicher wie überall sonst, und man läuft auch nicht auffällig mehr typischen Anzug-Trägern mit schwarzen Sonnenbrillen über den Weg als in Salzburg, Graz oder Velden...
Unsere Route führte von Palermo an der Nordküste quer durchs Land an die Südküste bis Agrigento zum „Tal der Tempel“. Die dort zu bestaunenden antiken griechischen Tempel gehören zu den am besten erhaltenen Baudenkmälern aus dieser Zeit.
Von Agrigento in Richtung Osten (im Landesinneren) liegt Enna, und der Weg dorthin war wieder einmal ideal für unsere Fahrzeuge: Mein Lieblings-Verkehrszeichen seit damals ist „Achtung S-Kurve“, weil es auf eine lässige Kurvenkombination hindeutet. Und dieses Verkehrszeichen findet man oft alle paar 100 Meter...
Tag 5 – 01. Mai:
In der vergangenen Nacht war es merklich kühl geworden (dieser Temperatursturz hatte daheim in Österreich in manchen Gebirgstälern sogar bis zu 20cm Neuschnee gebracht!), für uns bedeutete das jedoch einen Glücksfall: Oberhalb von Enna, beim Castello, gibt es einen Aussichtspunkt der „die Terrasse Siziliens“ genannt wird. Und aufgrund der kalten Nacht bot sich uns tatsächlich ein toller Blick über halb Sizilien, der Ätna stand schneebedeckt mächtig in der Ferne.. 
In Richtung Ätna führte auch die weitere Reiseroute, erneut genossen wir die ideale Streckenführung für unsere kurzen und wendigen Autos. Der oftmals ziemlich schlechte Zustand der Straßen sorgte zwar immer wieder für heftige Ausweichmanöver, oder (wo das nicht mehr möglich war) für unfreiwillige „Stunts“ in Form von Sprüngen in die Baugrube. Typisch: Wenn ein Erdrutsch vom Hang die halbe Straße verlegt, dann wird nicht das Material weggeräumt und der Hang gesichert, sondern (vermutlich als Dauerlösung bis die Straße gänzlich unpassierbar ist) eine Engstelle gekennzeichnet und diese mit einem 10km/h-Limit versehen...
Tag 6 – 02. Mai:
Das Motto für heute lautete: „Wenige Kilometer Tagesleistung für unsere Autos, viele Höhenmeter hingegen für uns“: Eine relativ kurze, aber umso eindrucksvollere Fahrt auf den Ätna brachte uns gleich von 0m (Meereshöhe) auf 1900m. Zitat einer deutschen Alfa-Fahrerin oben am Parkplatz: „Eure Kolonne bergauf hat total lustig ausgesehen, wir wollten Euch sooo gerne überholen und fotografieren, aber es ging einfach nicht...“
Mit Gondelbahn und Spezial-Geländebussen ging es dann durch oft meterhohe Schneewände weiter bergwärts, bis zum Nebenkrater auf knapp 3000m – dieser Krater war für den letzten Ätna-Ausbruch in den Jahren 2001/2002 verantwortlich... Ein einmaliges Erlebnis: Windgeschwindigkeiten um die 100km/h, zahlreiche Schneefelder, aber sobald man die Hand auf den Boden legt spürt man die Erdwärme! Und wenn man ein wenig tiefer gräbt, wird es bald mehr als heiß...!
Erfahrene Ätna-Touristen bestätigen, dass es am Parkplatz oder bei den Seilbahnen tatsächlich jedes mal anders aussieht: Die vulkanischen Aktivitäten sind einfach stärker als die menschlichen Baukünste.
Wieder im Auto, steuerten wir die nahe Stadt Taormina an. Jeder Sizilien-Urlauber wird gefragt, ob er denn auch in Taormina war. Warum? Nunja, es ist ein zauberhaftes Städtchen mit einem einzigartigen Flair, vielleicht ein wenig zu sauber um „typisch“ italienisch zu sein, aber mit unendlich viel Charme. Ja, dort fühlt man sich wohl! Und zu sehen gibt es neben dem riesigen antiken Amphietheater zahlreiche Gässchen, Märkte und Palazzi, man sollte wirklich einen Abstecher nach Taormina machen!
Tag 7 – 03. Mai:
Wie rasch doch die Zeit vergeht! Noch ein rascher Abstecher zur mächtigen Naturklamm bei Gola di Alcantara, wo man auch eine Flusswanderung machen könnte – wenn das Wasser wärmer und nicht ganz so hoch gewesen wäre...
Also weiter nach Messina, und mit der Fähre wieder zurück aufs Festland nach Kalabrien. Vom Meer hatten wir in den letzten Tagen ja noch nicht viel gehabt, also organisierten wir noch ein zünftiges Picknick am Strand, bis zur Autoverladung am Bahnhof hatten wir ja noch ein paar Stunden Zeit... Also dominierte das Bedürfnis nach Erholung vor der langen Zugfahrt.
Tag 8 – 04. Mai:
Glück muss man haben, denn wir sind eigentlich ohne gröbere Probleme mit der Italienischen Eisenbahn verreist. Einen Tag später hätte uns vermutlich ein Streik der Eisenbahner bei der Heimreise nicht unwesentlich behindert...
So aber konnte es am Vormittag in Bologna heißen „Ab nach Hause!“, ab auf die Autobahn und quasi im Direktflug zurück in Richtung Österreich.
Fazit:
Man braucht schon ein standfestes und zuverlässiges Auto, um bei so einer Fernreise „so richtig“ dabei sein zu können, speziell die langen Autobahn-Etappen verlangen den Standard-Motoren einiges ab...

Die grob 2000km lange Sizilien-Reise ist aber im Großen und Ganzen ohne wirkliche Probleme abgelaufen. Ja, es gab technische Probleme an einigen Autos, aber es gibt nichts, das man nicht reparieren könnte, und man ist ja entsprechend ausgerüstet. (Und sei es mit Hilfe des Ersatzteilpaketes von Michi Peroutka!) Und ja, es gab einige Verzögerungen, Missgeschicke und Hoppalas, aber in einer guten Reisegruppe hilft man einander, man nimmt Rücksicht aufeinander, und ein wenig Glück gehört ebenso dazu.

Die „schnelle Truppe“ rund um Chef-Organisator Albert Knes verreiste also nicht das erste mal gemeinsam, und war deshalb schon eine eingeschworene und bestens aufeinander abgestimmte Reisegruppe, was sehr positiv auffiel und natürlich auch sehr hilfreich war. Ich war heuer erstmals mit dabei, und wurde gleich sehr herzlich in dieser Runde aufgenommen. Das große Motto dabei lautete „jeder hilft jedem“ bzw. „jeder teilt mit jedem“, und unterm Strich profitierte dann auch jeder Einzelne von dieser großen Gemeinschaft.

Besonders hervorzuheben sind in Sachen Hilfe natürlich die beiden Helferlein in jeder Not: Joe Müller und Siegi Pachernigg. Abgesehen von den diversen Pannenhilfen, die ihr immer wieder leisten musstet: Ihr habt vermutlich alleine durch Eure Teilnahme diese Fahrt erst ermöglicht, denn wer weiß, wer sonst „sicherheitshalber“ lieber daheim geblieben wäre??
Herzlichen Dank & beste Grüße aus Salzburg!
Ciao amici!

Bernhard Reichl
 

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